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Die Angelfischerei ist schon lange keine Randerscheinung mehr und hat längst Einzug in die Mitte der Gesellschaft gehalten. Immer wieder erreichen uns Anfragen wie sich die Angelfischerei beziffern lässt. Aus diesem Grund haben wir als Deutscher Angelfischerverband e.V. die aktuellen Zahlen rund um die Angelfischerei in diesem Dokument zusammengestellt. Die Zahlen berufen sich auf wissenschaftliche Publikationen sowie repräsentative Umfragen. Weiterhin bleibt zu erwähnen, dass die aufgeführten Studien oftmals verschiedene Bewertungsgrundlagen heranziehen und somit nicht immer miteinander verrechnet sowie verglichen werden können.

Anglerzahlen und ökonomischer Nutzen

20180807 DAFV Urban angling 0007Im Jahr 2021 gingen insgesamt 6,64 Mio. Menschen mindestens einmal im Jahr der Angelfischerei nach.In Deutschland gingen im Jahr 2021 insgesamt 6,64 Mio. Menschen mindestens einmal im Jahr der Angelfischerei nach. Diese Hochrechnung bezieht sich auf 70,54 Mio. Menschen mit einem Alter über 14 Jahren. Das entspricht einer Beteilung zur Angelfischerei in Deutschland von 9,4% (Statista 2021). In den industrialisierten Ländern (N=27; Nordamerika, Europa, Ozeanien) wird der Anteil der angelnden Bevölkerung auf 10,36% geschätzt, was wiederum 118 Mio. Anglern entspricht (Arlinghaus et al. 2015a). Der ökonomische Gesamtnutzen der Angelfischerei für die Gesellschaft in Deutschland beläuft sich auf circa 6,4 Milliarden € jährlich und schafft dabei circa 52.000 Arbeitsplätze (Arlinghaus 2004). Die deutsche Anglerzahl erhoben durch Telefonumfragen wurde auf 3,3 Mio. beziffert (Arlinghaus et al. 2004). Die marine Freizeitfischerei in Europa unterhält circa 100.000 Arbeitsplätze (Hyder et al. 2018). Der wirtschaftliche Gesamtnutzen, der sich durch die marine Freizeitfischerei in ganz Europa ergibt, beläuft sich auf ca. 10,5 Milliarden € jährlich (Hyder et al. 2017). Bezogen auf Deutschland ergibt sich daraus ein wirtschaftlicher Gesamtnutzen von 176 Mio. € und 1957 Arbeitsplätze, welche durch die marine Freizeitfischerei unterhalten werden (Hyder et al. 2017). Jährlich geben ca. 8,7 Mio. europäische Meeresangler (1,6% der europäischen Bevölkerung) rund 5,9 Milliarden € aus und gehen circa 77,6 Mio. Tage angeln (Hyder et al. 2018).

Anglerfänge

Weltweit wird angenommen, dass 11,5% der Bevölkerung der Angelfischerei nachgehen. Dabei fangen diese Angler 47,1 Milliarden Fische, von denen wiederum 17,09 Milliarden Fische, also etwa ein Drittel (10,86 Mio. t), entnommen werden. Der Rest wird wieder zurückgesetzt (Cooke and Cowx 2004).

Die Freizeitfischerei dient auch zur Nahrungsbeschaffung und so werden 20,3% des Gesamtfanges (kommerzielle Fischerei, Subsistenzfischerei, Freizeitfischerei; Gesamt = 221.772 t) in Deutschland durch die Angelfischerei entnommen (Cooke et al. 2018). Somit kommt in Deutschland 5,5 Kilo essbarer Fisch auf jeden Angler pro Jahr (Cooke et al. 2018).

Anglerzufriedenheit

Die Anglerzufriedenheit in Deutschland wird maßgeblich durch die Faktoren Naturschönheit, infrastrukturelle Anbindungen (Parkplätze o.ä. Dienstleistung), die Herausforderung Fische zu überlisten, zur Entspannung sowie durch das soziale Miteinander bestimmt (Birdsong et al. 2021).

20180420145507 W7A9043Nicht alleining der Fangerfolg, sondern vielmehr die Schönheit der Natur und das soziale Miteinander sind ausschlaggebende Faktoren für zufriedene Angler!

Binnenfischerei Deutschlands (Erwerbs- und Freizeitfischerei)

Im Folgenden befindet sich eine Auflistung ausgewählter Fakten aus dem Jahresbericht zur Deutschen Binnenfischerei und Binnenaquakultur 2020 von Dr. Uwe Brämick (wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow).

Erträge der Binnenfischerei

Im Jahr 2020 wurde das Gesamtaufkommen der Binnenfischerei einschließlich der Angelfischerei auf etwa 35.500 t geschätzt. Die Aquakultur ist hierbei der ertragreichste Sektor, da diese in ihren Warmwasserteichen, Kaltwasser- und Warmwasseranlagen sowie Netzgehegen etwa 18.500 t Fische produzieren konnte. Kaltwasseranlagen mit 10.200 t, Warmwasserteichen mit 5.600 t Fisch, gefolgt von Warmwasseranlagen mit 2.600 t. Die Regenbogenforelle war mit rund 7.800 t der ertragreichste Speisefisch. Weitere 76.000 t an Regenbogenforellen werden zusätzlich importiert. Speisekarpfen konnten 2020 mit einer Produktion von 4.800 t beziffert werden. Im Jahr 2020 wurden schätzungsweise 17.000 t Fisch aus deutschen Seen und Flüssen gefangen, wobei davon circa 14.700 t durch die Angelfischerei gefangen wurden. Der Wert der Angelfischerei ist jedoch stark mit methodischen Unsicherheiten verbunden und liegt wahrscheinlich über der tatsächlich entnommenen Menge ohne Möglichkeit zur Ableitung von Trends oder Entwicklungen. Die Binnen- /Erwerbsfischerei fing im Vergleich 2020 nur ca. 2.300 t Fisch mit sinkendem Trend. Insgesamt zeigt jedoch der Vergleich zwischen Binnen- und Angelfischerei, dass durch die Letztere weitaus mehr Fisch aus deutschen Flüssen und Seen entnommen wird (Brämick 2021).

5db3709044f32336400ff380f334e732Unter Erwerbsfischern erfreut sich geräucherter Aal besonders guter Vermarktung.Der größte Teil der Süßwasserfische wird hierzulande importiert (133.000 t; Tendenz steigend), wobei auch hier der tatsächlich Wert höher liegen könnte. Der Eigenversorgungsgrad in Form von Fischen aus dem Süßwasser liegt in Deutschland aktuell bei 16%. Insgesamt wurde in Deutschland unter Berücksichtigung des Exports, des Fangs in Binnengewässern sowie der Aufzucht in der Aquakultur eine Menge von 130.000 t an Süßwasserfisch verspeist, was wiederum einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 1,6 Kilogramm Fisch entspricht (Brämick 2021).

Wie viele Gewässer werden fischereilich genutzt und von wem und welche Erträge gibt es?

Durch die Erwerbsfischerei (346 Haupt- sowie 330 Neben- und Zuerwerbsbetriebe) werden in Deutschland knapp 225.000 Hektar an Seen, Flüssen und Talsperren fischereilich bewirtschaftet, was wiederum circa ein Viertel der deutschen Wasserfläche ist. Gleichzeitig wird die Mehrheit dieser Gewässerflächen ebenfalls von der Angelfischerei genutzt. Der überwiegende Anteil dieser Betriebe befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Die Fangmengen der Erwerbsfischerei 2020 lag bei 2.307 t mit einem Erlös von circa 5,5 Mio. €, wobei die real erzielten Erlöse höher liegen könnten, da die Bundesländer Brandenburg, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg 2020 keine Schätzungen der erzielten Erlöse angeben konnten. Hauptregion der Erwerbsfischerei in Flüssen und Seen ist Brandenburg mit 1.097 t. Weniger als ein Viertel davon wird als Speisefisch bzw. Satzfisch verwendet, der größte Teil jedoch als Futterfisch genutzt. Der Bodensee ist das ertragreichste Gewässer deutscher Erwerbsfischer (65 Patente) mit 255 t im Jahr 2020. Jedoch gehen beim Bodensee die Fischerträge seit mehr als 20 Jahren aufgrund der kontinuierlichen Nährstoffrückgange stetig zurück. Weitere Probleme des Bodensees sind die Populationen der Stichlinge im Pelagial sowie die anwachsenden Kormoranbestände. Den Hauptteil des gewerblichen Fischfangs in Norddeutschland machen Cypriniden wie Rotaugen und Brassen. Insbesondere in Brandenburg und Berlin wird die Entnahme von Fischarten mit schlechter Vermarktbarkeit (auch „Futterfische“ genannt) finanziell gefördert und machen mehr als 75% des Gesamtfangs aus. Diese Fische werden beispielsweise dann für die Tierfütterung in Tierparks verwendet oder zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet. Weitaus besser vermarkten lässt sich der Aal. Hier haben sich die Fänge seit Beginn der 2000er Jahre von knapp 200 t auf weniger als 100 t im Jahr 2020 reduziert. Auch Zander und Hecht spielen eine wirtschaftliche Bedeutung, mit einem Gesamtertrag von 100 t bzw. 150 t. Der Flächenertrag (kg/ha) in Brandenburg beim Zander liegt bei 0,8 kg/ha und beim Hecht bei 1 kg/ha. Im Bodensee stiegen die Hechterträge in den letzten zehn Jahren um 60%, wobei die Zanderbestände im Bodensee im gleichen Zeitraum konstant blieben (Brämick 2021).

DAFV Berufsfischer Lemmy JaroschDie Zahl der noch tätigen Berufsfischer sinkt von Jahr zu Jahr. Im Jahr 2020 waren es nur noch 346 Haupt- sowie 330 Neben- und Zuerwerbsbetriebe.

Schäden in der Erwerbsfischerei

Kormoran bedingter Fischfraß wird von den Bundesländern als größte Bedrohung der Fischbestände in den Binnengewässern benannt. Baden-Württemberg schätzt, dass der Fischfraß der Kormorane im Bodensee höher als der Gesamtfang der gewerblichen Fischerei im Bodensee-Obersee (295 t) und der Angelfischerei ist. In Schleswig-Holstein geht man davon aus, dass in fischereilich genutzten Gewässern mit über 50 ha Wasserfläche Kormorane pro Jahr ca. 67 t an Fisch entnehmen. Der damit eingehende Schaden für die Binnenfischerei beläuft sich auf circa 685.000 €. Weitere Schäden gibt es auch durch Fischotter und Gänsesäger, welche in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Schaden von ca. 1,34 Mio. € im Jahr 2018 beziffert wurden. Weitere hohe Verluste entstehen durch die Wasserkraftanlagen speziell bei Blankaalen bei der versuchten Überwindung von Turbinen. Weiter Folgen der Wasserkraft sind speziell die negativen Auswirkungen auf die Abflussdynamik und Funktionalität von Kieslaichplätzen. Auch werden oftmals gefangene Fisch aus den Fanggeräten sowie die Fanggeräte selbst gestohlen, was zu finanziellen Schäden führt (Mecklenburg-Vorpommern, 120.000 € in 2020). Fischbestände in heimischen Seen und Flüssen sind ebenfalls durch Veränderungen physikalischer sowie chemischer Faktoren oftmals schutzlos ausgesetzt und können zu direkten Verlusten führen. Fast jährlich berichtet Berlin von innerstädtischem Fischsterben durch temporären Sauerstoffmangel insbesondere nach starken Niederschlägen (Brämick 2021).

d5a256ccd81507bcb7a57c6eee52b088In Deutschland ist die Ausübung der Angelfischerei auf einer Wasserfläche von ca. 450.000 ha möglich.

Angelgewässer Deutschlands

Im Jahr 2020 besaßen und bewirtschafteten Angelvereine oder -verbände das Fischereirecht auf einer Wasserfläche von circa 270.000 ha. Aufgrund der Tatsache das Erwerbsfischer für den Großteil der von ihnen befischten Gewässer ebenfalls Fischereierlaubnisscheine zur Angelfischerei ausgeben, kann von insgesamt 450.000 ha angelfischereilich genutzter Gewässerfläche ausgegangen werden (Brämick 2021).

Fischereischeine in Deutschland

2020 wurden insgesamt 41.775 Fischereiprüfungen erfolgreich absolviert. Die Anzahl gültiger Fischereischeine beläuft sich nach Angaben der oberen Fischereibehörden im Jahr 2020 auf 1,63 Mio. Im Jahr 2020 wurde die Anzahl der organisierten Angler auf 756.765 Angler angegeben. Die unterschiedlichen Werte bezüglich der Anglerzahl in Deutschland gehen auf die zusätzliche Erfassung von nur im Küstenbereich der Nord- und Ostsee Angelnden, das Angeln in privaten Gewässern oder in gewerblich genutzten Angelteichen zurück sowie, dass manche Angler nur im Ausland aktiv am Angeln sind. Diese Unterschiede sind jedoch auch in internationalen Studien zu finden und dementsprechend nicht einzigartig für Deutschland (Brämick 2021).

Schäden in der Freizeitfischerei

Hauptgefährdungen für angelfischereilich bewirtschaftete Gewässer sind denen der Erwerbsfischerei sehr ähnlich und umfassen Schäden durch Kormorane, Grau- und Silberreiher, Gänsesäger und insbesondere durch Fischotter. Veränderung der Abflussdynamiken kleinerer Fließgewässer durch den Biber bringen ebenfalls negative Auswirkungen für strömungsliebende und in Kies laichende Fischarten mit sich. Darüber hinaus führen auch Klima bedingte Veränderung in Gewässern zu weitreichenden Schäden im Falle von Sauerstoffmangel, Austrocknung, Wassererwärmung, Wegfall von Lebensraum, Versauerung. Weitere Hauptgefährdungsursachen für Fischbeständen in von Anglern bewirtschafteten Fließgewässern sind Querverbauungen, Wasserkraft und bauliche Veränderungen natürlicher Uferstrukturen. Speziell der weitere Wasserkraftausbau ist aus Sicht der Fischereibehörden mit weitreichenden Folgen für Fischbestände verbunden, da es vielfach immer noch an funktionsfähigen Schutz- und Abstiegsreinrichtungen mangelt, obwohl diese durch die FFH- sowie WRRL-Richtlinie schon seit vielen Jahren gewährleistet sein sollten. Mangels Geschiebetransports durch die Zerschneidungen der Fließgewässer ergeben sich auch weitreichende Nachteile für Fische, die Kies als Laichsubstrat benötigen. Weiter ist es möglich, dass eine Reduzierung der Fließgeschwindigkeit die sogenannte Degeneration von Kieslaichplätzen fördert und sich in solchen Bereichen vermehrt Sediment ablagert. Dies wird ebenfalls durch erhöhte Stoffeinträge der Landwirtschaft verursacht, vor allem im Hinblick auf vermehrt vorkommende Starkregenereignisse, Anbau von Energiepflanzen und unterdimensionierten Uferrandstreifen (Brämick 2021).

Meeresangler

2fb1054233900fba5f4df5ead0e52e42In Deutschland gehen ca. 200.000 Menschen mindestens einmal pro Jahr ans Meer zum Angeln.Es wird davon ausgegangen, dass insgesamt rund 200.000 deutsche Meeresangler ca. 1,8 Mio. Tage pro Jahr an der deutschen Nord- und Ostsee sowie den Boddengewässern angeln gehen. Aufteilen lässt sich das folgendermaßen. Die Ostsee ist hierbei Spitzenreiter mit 161.000 Angler und 1,2 Mio. Angeltagen, gefolgt von 49.000 Anglern die regelmäßig (332.000 Angeltage pro Jahr) in den Boddengewässern angeln gehen. Die Nordsee hingegen lockt nur rund 32.000 Angler pro Jahr an 147.000 Angeltagen an ihre Küste. Bei dieser enormen Anzahl an Angeltagen ist es nicht verwunderlich, das deutsche Meeresangler sich ihr Hobby einiges kosten lassen. Der größte Anteil dieser Ausgaben fällt dabei auf Angelboote, Angelgerät und -zubehör, Reisen sowie Übernachtungen. Somit gibt im Durchschnitt jeder Angler circa 900€ aus, was wiederum jährlichen Gesamtausgaben von 185 Mio. € entspricht. Deutsche Meeresangler sind somit für den Tourismus in den deutschen Küstenregionen, speziell auch in der Nebensaison, eine wichtige und lukrative Einnahmequelle. Deutsche Meeresangler sind überwiegend männlich (92%), durchschnittlich 49 alt, haben einen Realschulabschluss (45%), haben eine Lehre absolviert (40%) und befinden sich in einem Angestelltenverhältnis (52%). 60% aller Meeresangler sind in einem Angelverein oder Angelverband organisiert. Von den in Deutschland lebenden Meeresanglern verbringen circa 44.000 davon rund 435.000 Angeltage pro Jahr ebenfalls im Ausland. Diese Auslandsreisen entsprechen Gesamtausgaben (v.a. Übernachtungs- und Transport/Reisekosten, Mietkosten für Boote) von etwas über 70 Mio. € pro Jahr (Weltersbach et al. 2021).

In der Ostsee werden primär Dorsch, Meerforelle, Plattfischarten und Hering gefangen, wobei in absoluten Stückzahlen Hering und Dorsch am meisten gefangen wird. Zwischen 30-40% der Dorsch wurden aufgrund u.a. von Schonbestimmungen zurückgesetzt. Hering wird mit 5% kaum zurückgesetzt. Meerforellen werden zu rund 52% zurückgesetzt (Weltersbach et al. 2021).

In den Boddengewässern wird hauptsächlich Hecht, Zander und Barsch gefangen. Heringe hauptsächlich im Frühjahr und machten in absoluten Zahlen 60% der Fänge aus. 20% der Fänge sind Barsche und werden zu 47-75% wieder zurückgesetzt. Rückwurfraten bei Hecht, Hornhecht und Zander lagen bei über 60% (Weltersbach et al. 2021).

In der Nordsee werden am häufigsten Wolfsbarsch, Plattfisch, Kabeljau/Dorsch und Makrele gefangen, , wobei gleichzeitig Makrelen, Schollen sowie Kabeljau/Dorsch auch am häufigsten entnommen wurden. Rückwurfraten für Kabeljau/Dorsch, Wolfsbarsch und Aal waren bei circa 30% (Welterbach et al. 2021). 68% der Meeresangler waren mit ihren Fängen zufrieden (Weltersbach et al. 2021).

Kommerzielle Fischerei in der EU mit Fokus auf Deutschland

Die EU-Fischerei verfolgt das Ziel einer nachhaltigen Fischerei. Hierbei sollen alle wissenschaftlich untersuchten Fischbestände unter dem Prinzip des höchstmöglichen Dauerertrags (MSY = Maximum Sustainable Yield) befischt werden. Dies soll gewährleisten, dass nur so viel Fisch einem Bestand entnommen wird, so dass die Größe der Population nicht reduziert wird. Im Jahr 2019 wurden im Nordostatlantik und den angrenzenden Gewässern (Nordsee, Ärmelkanal, Ostsee, Skagerrak, Kattegat, westlich von Schottland, westlich von Irland, Irische See, Keltische See, Golf von Biskaya, iberische Atlantikgewässer) von den insgesamt 70 Beständen nur 41 unter dem Prinzip des höchstmöglichen Dauerertrages befischt. Jedoch wurden im Jahr 2019 bereits nahezu 100% der Fänge aus ausschließlich von der EU befischten Beständen nach dem Prinzip des höchstmöglichen Dauerertrages befischt (Europäische Kommission 2020).

Um eine nachhaltige Fischerei zu gewährleisten, wird die Fangkapazität der Fischereiflotte durch die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) gesteuert. Hierzu werden durch die EU Obergrenzen der Gesamtkapazität der Fischereiflotten festgesetzt. Hierbei sind die Kapazitäten der Fischereiflotten kontinuierlich seit 2013 um 5505 EU-Schiffe auf insgesamt 81.253 im Jahr 2019 gesunken. Deutschland besitzt hierbei einen Anteil von 1,6% mit 1315 Schiffen. Darüber hinaus gehen von der kommerziellen Fischerei in Deutschland eine Vielzahl von Beschäftigung aus. So waren 2019 im Fischfang 1207, im Aquakultursektor 983 sowie in der Verarbeitungsindustrie 5885 Personen in Vollzeit beschäftigt. Obwohl die Produktionskosten der fischverarbeitenden Industrie innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten gestiegen sind, wird der Gesamtumsatz auf circa 30,4 Mrd. € angegeben (Deutschland ca. 2,2 Mio. €) (Europäische Kommission 2020).

Im globalen Vergleich liegt die EU mit einem Anteil von 3,3% der weltweiten Fischerei- und Aquakulturproduktion auf dem fünften Platz. Dabei gehen insgesamt 5.428.570 t Fisch auf Fänge sowie 1.372.012 t Fisch auf die Aquakultur zurück. Betrachtet man nur die Fänge so liegt die EU mit 5,81% der gesamten weltweiten Fänge auf dem vierten Platz (Stand 2017). Auch wenn die europäische Fischereiflotte weltweit fischt, so stammen 74% der Fänge aus dem Nordostatlantik von denen wiederum Hering, Makrele, Sandaal und Sprotten knapp 40% des Gesamtfangs ausmachen. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland Rang 6 mit einem Anteil von 4,57% (249178,82 t) des Gesamtfangs der europäischen Fischereiflotte und liegt dabei hinter Spanien (16,73%), Dänemark (16,66%), Groß Britannien (13,32%), Frankreich (9,77%) und den Niederlanden (6,69%). Der Gesamtfang Deutschlands besteht dabei hauptsächlich aus Hering (25,3%), Blauer Wittling (18,3%), Makrele (10 %), Sardine (9,1%) und nicht näher bestimmten Süßwasserfischen (6,6%) (Europäische Kommission 2020).

Anglerzahlen und Wirtschaftskraft am Beispiel Schweden zum Vergleich

Im Jahr 2020 gingen in Schweden circa 1,7 Mio. Menschen (1,2 Mio. Männer; 0,5 Mio. Frauen) zwischen 16-80 Jahren mindestens einmal im Jahr zum Angeln und kamen insgesamt auf 16,8 Mio. Angeltage (11,8 Mio. in Seen; 5 Mio. in Flüssen). Hierbei haben die schwedischen Angler insgesamt 12.300 t an Fisch mit nach Hause genommen, von denen wiederum 7.400 t aus Seen und Flüssen stammten und 4.900 aus dem Meer. Die dominierenden inländischen Spezies zu Verwertung waren Barsche und Krebse. Die wichtigsten Fischarten aus dem Meer waren dagegen Makrele, Hering und der Dorsch. Die Fischart, die am häufigsten in Seen, Flüssen oder dem Meer gefangen und wieder freigelassen wurde (Catch and Release), war 2020 in Schweden der Hecht (Blomqvist 2020). Die totalen Ausgaben der Freizeitangelei in Schweden beliefen sich 2020 auf 14 Mrd. SEK (1,39 Mrd. €). Davon wurden 4,6 Mrd. SEK (0,46 Mrd. €) für kurzzeitige Investitionen (Angelgerät, Reisekosten, Angelguides, Essen, Unterkunft) getätigt und 9,4 Mrd. SEK (0,93 Mrd. €) für langfristige Investition (Boote, höherwertiges Angelgerät) ausgegeben. Ausgaben und Fänge von Angeltouristen aus dem Ausland wurden in diesen Daten nicht aufgenommen oder berücksichtigt (Blomqvist 2020).

 

49773c483130829523edb65b1672c883Kein bloßes Angler-Latein! Angler wissen was in ihren Gewässern schwimmt oder zumindest mal geschwommen ist.

Was wissen die Deutschen über Fische?

Nur 5% der deutschen Bevölkerung wissen, dass es sich beim Atlantischen Lachs (Salmo salar) um eine heimische Fischart handelt (Kochalski et al. 2019).

Was und wie viel fressen Kormorane täglich?

In den Boddengewässern werden schätzungsweise 2.394 t Fisch pro Jahr durch Kormorane gefressen. Im Vergleich 966 t werden durch Angler und 5.300 t durch kommerzielle Fischerei entnommen. Kormorane fressen hierbei im Durchschnitt 26% Barsch, 24% Rotaugen, 19% Stichlinge, 7% Grundeln, 5% Kaulbarsche. Hechte wurden von Kormoranen nur zu rund 0.3% gefressen. Die tägliche aufgenommene Menge an Fisch wurde dabei auf 350 - 430 g bei ausgewachsenen Tieren (März – Oktober) und auf 250 – 350 g bei Jungtieren (Mai – Oktober) geschätzt (Arlinghaus et al. 2021).

Laut einer Studie am Chiemsee nimmt der Kormoran circa 400 g Fisch pro Tag auf was 3,3% der damaligen jährlichen Fischproduktion entsprach (Keller 1995). Auch andere Studien geben an, dass der täglich Nahrungsbedarf des Kormorans im Bereich von 500 Gramm (Guthörl 2006), 450 Gramm (Knösche 2008), 400-600 Gramm (Steffens 2011) sowie 436-542 Gramm bei adulten Tieren (Ridgway 2010) liegt.

Fischbesatz

793bf3a537551fd49e90ef847fb611a4Angler tragen mit Hilfe von Besatzmaßnahmen nachhaltig zum Erhalt der Fischbestände bei. Fischbesatz wurde 2010 in 95,8% aller organisierten Angelvereine durchgeführt. Gemessen an der Gesamtbiomasse des Fischbesatzes werden speziell Karpfen in Seen sowie Karpfen und Bachforellen in Fließgewässern besetzt. Gemessen an der Individuenzahl war der Besatz von eher anspruchslosen Weißfischen (z.B. Rotaugen) weit verbreitet. Hecht, Zander, Regenbogenforellen sowie Aale sind ebenfalls beliebte Besatzfische. Im Jahr 2010 setzten die Angelvereine im Schnitt 500 - 10.300 Fische (Individuenzahl) in die jeweilig bewirtschafteten Gewässer ein. Dies entspricht einer Gesamtbiomasse von 3.691 t und 77 Mio. Fischen, was sich wiederum die Angelvereine im Schnitt 3.400€ jährlich (1/5 des Vereinsbudgets) kosten lassen. Somit wurden im Jahr 2010 insgesamt rund 25 Mio. € der Angelvereine in Fischbesatz investiert. Weiterer Fischbesatz erfolgt ebenfalls durch Behörden, private Fischereiberechtigte, nicht organisierte Angelvereine, Anglerverbände und kommerziellen Put-and-Take Betriebe, welche hierbei nicht erfasst wurden (Arlinghaus et al. 2015b).

Wasserrahmenrichtlinie

Ziel der Wasserrahmenrichtline (WRRL) ist ein guter ökologischer sowie ein guter chemischer Zustand aller Oberflächengewässer bis spätestens 2027. Die WRRL untergliedert die Oberflächengewässer entweder in „natürliche“ Gewässertypen oder in „erhebliche veränderte“ sowie „künstliche“ Oberflächenwasserkörper. Für die „natürlichen“ Gewässertypen wurden in der Vergangenheit zoologische und botanische Referenzlisten erstellt, welche die auf natürliche Weise vorkommenden Arten und deren Häufigkeit widerspiegeln. Diese Listen dienen als Vergleichsmaßstab der Behörden zur Bewertung der Gewässer. Bei den „erheblich veränderten“ Gewässertypen wurde der Gewässerzustand durch die Nutzung so sehr verändert, dass der ursprüngliche Referenzzustand nicht mehr erreichbar ist. Beispiele hierfür sind Talsperren in aufgestauten Flüssen, da der Aufstau zu einem Wechsel der Gewässerkategorie, von Fließgewässer zu einem See, führt. „Künstliche“ Oberflächengewässer sind Gewässer, welche erst durch den Menschen geschaffen wurden und sich an Standorten befinden wo vorher kein Wasser war. Dies sind beispielsweise Tagebauseen, Baggerseen, Kanäle oder Entwässerungsgräben (Umweltbundesamt 2017).

Ein „natürliches“ Oberflächengewässer ist in einem „guten“ Zustand, wenn der ökologische und chemische Zustand als „gut“ bewertet wird. Der ökologische Zustand wird primär durch das Vorhandensein von naturraumtypischen Lebensgemeinschaften bewertet. Bei den Fischen fließen beispielsweise die Artenzusammensetzung, Artenhäufigkeit und Altersstruktur in die Bewertung ein. Hydromorphologische sowie physikalisch-chemische Parameter finden bei der Bewertung des ökologischen Zustandes unterstützend Verwendung. „Erheblich veränderte“ und „künstliche“ Oberflächengewässer sind in einem „guten“ Zustand, wenn das ökologische Potenzial mindestens als „gut“ und der chemische Zustand als „gut“ erreicht wird. Das „höchste“ ökologische Potenzial ist in „erheblich veränderten“ Oberflächengewässern erreicht, wenn alle Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässermorphologie, die die Gewässernutzung nicht einschränken, getroffen wurden. Das „gute“ ökologische Potenzial ist somit als geringfügige Abweichung der Lebensgemeinschaft der des „höchsten“ ökologischen Potenzials zu verstehen (Umweltbundesamt 2017).

Anhand der WRRL erreichte bisher kein einziges Oberflächengewässer den guten chemischen Zustand, aufgrund von flächendeckenden Schadstoffen wie Quecksilber oder PAK’s, die die zulässigen Grenzwerte überschreiten. Der „gute“ oder „sehr gute“ ökologische Zustand wird nur in knapp 8% der deutschen Oberflächengewässer erreicht (Umweltbundesamt 2021).

In Deutschland gibt es insgesamt knapp 9.900 Oberflächenwasserkörper. Flüsse mit Einzugsgebiet über 10 km² haben eine Fließlänge von knapp 127.000 km und teilen sich auf insgesamt 9.070 Wasserkörper auf. 710 Wasserkörper für Seen, 5 für Übergangswasserkörper und 74 Wasserkörper für Küstengewässer. Gemessen wird die ökologische Intaktheit eines Oberflächenwasserkörpers anhand von den biologischen Qualitätskomponenten. Die chemischen, physikalischen-chemischen sowie hydromorphologischen Komponenten müssen in einer Qualität vorliegen, dass die Lebensgemeinschaften im Gewässer einen „guten“ Zustand erreichen können. Weiterhin unterliegen flussgebietsspezifische Schadstoffe gewissen Umweltqualitätsnormen, die eingehalten werden müssen. Die Einstufung erfolgt anhand biologischer (Fische, Makrozoobenthos, Gewässerflora), chemischer (flussgebietsspezifische Schadstoffe) und physikalisch-chemisch (Temperatur, Sauerstoff, Nährstoffe), sowie hydromorphologisch (Wasserhaushalt, Morphologie, Gezeiten) Qualitätskomponenten.

Der „gute ökologische Zustand“ eines Gewässers kann erreicht werden, wenn
• alle biologischen Qualitätskomponenten mindesten mit „gut“ bewertet werden
• festgelegte Konzentrationen (Umweltqualitätsnorm) für flussgebietsspezifische Schadstoffe eingehalten werden,
• die allgemeinen Bedingungen in einem Bereich liegen, der die Funktionsfähigkeit des Ökosystems gewährleistet.

Die WRRL bewertet nach der schlechtesten biologischen Qualitätskomponente, d.h. ist mindestens ein Kriterium in einem schlechteren Zustand ist dies bestimmend für die Bewertung (Umweltbundesamt 2017, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2021a).

querverbauungDie Zahl der noch existierenden Querbauwerke in Deutschland wird auf mindestens 190.000 - 200.000 geschätzt.

Querbauwerke

Querbauwerke sind technische Bauwerke wie Wehre, Deiche oder Stauanlagen und dienen primär der Schifffahrt, Trinkwassergewinnung, Bewässerung oder dem Hochwasserschutz. Die Folgen solcher Querbauwerke sind gravierend für die Ökosysteme. Unterbrechungen im Fließgewässer können die ungehinderte Durchgängigkeit bzw. die Passierbarkeit für wandernde Fischarten nicht mehr gewährleisten und unterbinden den Transport von festen oder gelösten Stoffen stromabwärts. Die Zahl der existierenden Querbauwerke in Deutschland wird auf mindestens 190.000 - 200.000 geschätzt (BMUB/UBA 2016, Umweltbundesamt 2017, Geidel et al. 2021). Das sind  in etwa 2 Querbauwerke pro Flusskilometer in Deutschland (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2021b).

Wasserkraft

20140322 unbenannt 385521920pxIn Deutschland kommen auf einen Flusskilometer in etwa zwei Querbauwerke.Laut dem Umweltbundesamt waren im Jahr 2020 ca. 8.300 Wasserkraftwerke in Betrieb, von denen wiederum ca. 7.300 Wasserkraftanlagen Strom für das öffentliche Versorgungsnetz zur Verfügung stellten (20.000 Gigawattstunden im Jahr) (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2021b, Geidel et al. 2021). Das statistische Bundesamt geht davon aus, dass der durch Wasserkraft gewonnene Strom nur 3,3% zur gesamten und 7,3% zur erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland 2020 beigetragen hat (Destatis 2020). Von diesen 8.300 Wasserkraftwerken sind 95% Kleinwasserkraftwerke (insgesamt ca. 7.800), welche weniger als 0,5% zur deutschen Stromproduktion beitragen und somit für die Energiewende und den Schutz des Klimas eine unbedeutende Rolle spielen (Destatis 2020, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2021b, Geidel et al. 2021). Gemäß der Bewertung nach der WRRL führt die Energiegewinnung aus Wasserkraft an 33% der Fließgewässer bzw. 45.000 km Fließstrecke zu signifikanten Belastungen auf die Ökosysteme. Insbesondere der geringe Stromertrag solcher Kleinwasserkraftwerke macht ein umweltverträgliches Umrüsten zu Gunsten der Gewässerökologie nicht rentabel (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2021b).

Literaturverzeichnis

Arlinghaus, R. (2004): Angelfischerei in Deutschland – eine soziale und ökonomische Analyse. Berichte des IGB 18, S. 1-160.
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